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Ein historisches Gebäude in welchem enorm viele und für den Ort tragende Beschlüsse gefasst wurden wird der Abrissbirne überordnet. Ein Ort mit großer historischer Vergangenheit wurde im Mai 2020 abgerissen. Was würde eine 250 jährige Gaststätte erzählen können?
Der Gerichtskretscham Mittelsohland war in Familienbesitz der Familie Ketzscher von 1881 bis Mitte der 1960ziger Jahre. Gegenüber war der Einkehrgarten (heute Parkfläche). Danach Konsumgaststätte bis Anfang der 1990ziger Jahre.
Reinhold Ketzscher war Eigentümer und Gastwirt vom 08. Mai 1905 bis zu seiner Verhaftung nach Ende des zweiten Weltkrieges.
15. März 1777 - Berichtet das „Lausitzische Magazin“- Einige Nachrichten von den Herrschaften zu Mittelsohland ..."Es besteht aus einem wohlgebauten Herrenhause und Wirtschaftsgebäuden; hat das ganze Kirchenlehen; eine reinliche Kirche; gute Pfarr- und Schulgebäude; einen Gerichtskretscham"...
1839 - der erste Mittelsohländer Gemeinderat wird gewählt. Alle Beratungen an welchen ein größerer Personenkreis als nur die Gemeinderäte zugegen sind, wie gemeinsame Beratungen mit dem Schulvorstand- Armenverein und dergleichen, fanden alle im Gerichtskretscham statt. Die Ortsbehörde, das Büro des Gemeindevorstandes, war bis 1939 in den Privaträumen der Vorstände - sprich Bürgermeister.
1868 - Gründung Militärverein - Bau eines Schießstandes unmittelbar hinter dem Kretscham.
1893 - 25-jähriges Jubelfest des Militärvereins. Turnverein nutzte Gaststättensaal für Trainingszwecke bis zum Bau der Turnhalle 1925/26. Theatergruppe übte und gab hier Vorführungen. Tanzveranstaltungen fanden fast jedes Wochenende statt. Einkehrgarten, heutiger Parkplatz gegenüber, wurde in der Saison gut besucht.
1925 - Bildung der Freiwilligen Feuerwehr Mittelsohland und Niedersohland.
In den Gasträumen fanden alle größeren Veranstaltungen und Versammlungen in den zurückliegenden Jahren statt. Der Dorfklub war hier nicht nur mit Schul- und Lehrerchor präsent. Die Jugendweihe vieler Jahrgänge Sohländer Jungen und Mädchen fanden hier ihren festlichen Abschluss / Höhepunkt.
1992 - Bildung der Jagdgenossenschaft Sohland am Rotstein. Um nur einige Höhepunkte zu benennen.
Mit dem Begriff „Riedewald am Gasthof“ wird das ehemalige Eigentum/Erbe von Frau Klara Riedewald gebürtige Klara Ketzscher verwitwete Klara Stübner benannt. Der Name Riedewald stand nie in Verbindung mit dem Gerichtskretscham / Gasthof Ketzscher / Konsumgaststätte.
Text R. Prätsch
Außenansicht von einer alten Ansichtskarte / z.V. H. Hennig
Ansicht Saal von einer alten Ansichtskarte / z.V. H. Hennig
Bild Sommer 2019 / Foto R. Prätsch
Bild Mai 2020 / Foto F. Stübner
Juni 2020 - Das Gebäude ist Geschichte. Was wird hier in Zukunft entstehen? / Foto Ch. Richter
Zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert befand sich auf dem Rotsteingipfel eine slawische Wehranlage. Erstmals wurde Sohland in der sogenannten "Oberlausitzschen Grenzurkunde", die am 7. Mai auf dem Königstein unterzeichnet wurde, erwähnt.
In den Hussitenkriegen wurde Sohland 1430 schwer heimgesucht. Anfang 1477 erstürmte das Böhmenheer die Kirche zu Sohland und nahm sie ein.
Nachgewiesen ist, daß es 1546 in Sohland eine Schule und einen Lehrer gegeben hat. 1835/36 wurde ein zweites Schulgebäude errichtet, welches aber bald zu klein wurde. Die jetzige Schule wurde 1889 eingeweiht.
Sohland um 1759
Sohland um 1850
Dem großen Dorfbrand am 30. Mai 1802 fielen 18 Gebäude zum Opfer, darunter Kirchmühle, Pfarre, Schule und Rittergut Mittelsohland.
Am 28. Oktober 1844 wurde die neue Kirche eingeweiht. Ihre Restaurierung/Sanierung erfolgte 1922/93.
1846 wurde die Dorfstraße gebaut. Bis dahin gab es nur Wege. 1847 erfolgte die Einweihung der Strecke Löbau - Reichenbach der Sächsisch- Schlesischen Eisenbahn. 1905 gab es in Sohland den ersten Fernsprech- anschluß, 1911 erhielt Sohland elektrisches Licht.
Alte Ansichtskarte
Altes Foto
Am 1. April 1939 erfolgte der Zusammenschluß der bisher selbständigen Gemeinden Obersohland, Mittelsohland und Niedersohland zur Gemeinde Sohland am Rotstein. Sie erhält einen hauptamtlichen Bürgermeister.
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